Krebs / Grippe und Covid Infektionen

Gewöhnliche Atemwegsinfekte könnten Metastasen in der Lunge wachsen lassen.

In einer in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichen Studie zeigt sich dass Grippe- und Sars-CoV-2-Viren bei Mäusen innerhalb kürzester Zeit schlummernde Brustkrebszellen wecken und zu Metastasen in der Lunge führen können. Dies könnte auch für Menschen gelten.

Auch Jahre nach einer erfolgreich behandelt Krebserkrankung - z B. Brustkrebs kann es zu Rezidiven kommen. Die Ursache sind versprengte einzelne Tumorzellen, die nach der Behandlung schlafend im Körper zurückbleiben.

Auslöser könnten verbreitete Atemwegsviren sein: 

  • der Grippe-Erreger Influenza-A-Virus
  • das Coronavirus Sars-CoV-2 

Viren können Krebs auslösen: 

  • Epstein-Barr-Virus
  • Hepatitis B
  • humaner Papillomavirus

Untersucht wurden Mäuse, die Brustkrebs entwickeln können und bei denen sich Krebszellen in Organen wie der Lungen absiedeln. Sie siedeln dort häufig bis zu 1 Jahr bevor sie dann zu Metastasen werden.

Die Wissenschaftler verwendeten für ihre Experimente eigens gezüchtete Mäuse. Sie sind dafür bekannt, dass sie Brustkrebs entwickeln, bei dem sich versprengte Krebszellen früh im Leben der Tiere in Organen wie der Lunge absiedeln und dort häufig bis zu einem Jahr in einem Ruhezustand verbleiben, bevor sie dann zu Metastasen fortschreiten.

Wurden die Tiere mit  Influenza-A- oder Sars-CoV-2-Viren infiziert fielen die Tiere dem Krebs viel schneller zum Opfer. Schon Tage nach der Infektion stieg die Zahl der versprengten Brustkrebszellen.

Die Virusinfektion löste eine massive Ausschüttung des entzündungsfördernden Immunbotenstoffs Interleukin-6 aus. Der starke Anstieg dieses Faktors schien entscheidend zu sein, denn das rasante Krebswachstum blieb aus, als man Mäuse verwendete, die kein Interleukin-6 herstellen können.

Die Immuneffekte, die infolge der Atemwegsinfektionen auftraten zerstören die sogenannte Mikroumgebung, in dem übrig gebliebene Krebszellen schlafen. Sie nämlich unterdrückt Tumorzellen aktiv. Verliert sie diese Fähigkeit durch die Entzündung in der Lunge, starten die Krebszellen sofort durch. Sie teilen sich schnell und bilden Lungenmetastasen – zumindest in den Mäusen.

Die Flatiron Health Studie zeigt, dass Frauen mit einer Covid-19-Diagnose ein um mehr als 40 Prozent erhöhtes Risiko haben, dass ihr Krebs mit Metastasen in der Lunge zurückkehrte als Frauen ohne Coronadiagnose.

Die UK Biobank zeigt dass unter den Patienten mit einer gesicherten Coronainfektion ungefähr doppelt so viele Patientinnen und Patienten an Krebs gestorben sind wie unter den Nichtinfizierten. Dieser Zusammenhang zwischen Infektion und Tod war in den Wochen nach der Ansteckung am höchsten und fiel dann wieder ab.

Ein in einem Mausexperiment identifizierter physiologischer oder pathologischer Mechanismus ist in aller Regel genauso im Menschen aktiv. Die Signalwege von Interleukin-6 arbeiten bei Maus und Mensch sehr ähnlich.

Man könnte jetzt prüfen ob Medikamente, die Interleukin-6 blockieren oder vorsorgliche Impfungen gegen Corona und Grippe diesen Effekt reduzieren. Dabei werde das Risiko einer schweren Erkrankung und damit einer ausgeprägten Entzündungsreaktion nach einer Influenza- oder Sars-CoV-2-Infektion deutlich reduziert. Die Metastasenbildung durch eine Impfung könnte reduziert werden.

Wie groß das Risiko durch Atemwegsviren für Krebsüberlebende tatsächlich ist, und ob Impfungen oder andere Maßnahmen es senken, können weitere Untersuchungen klären.